Ein 150 Jahre alter Christus aus der neubarocken Zeit?                        (Restauration Teil 2)


Alle Merkmale dieser künstlerischen Arbeit, deuten auf den neubarocken Kunststil, der zwischen 1850 und 1880 ausgeübt wurde. Die weniger voluminösen Formen der Muskeln, sind fließend und weicher als im barocken Kunststil. Auch die verarbeiteten Materialien, wie Knochenleim und Füllmaterial zum Verspachteln, deuten auf die Entstehungszeit Mitte des 19-Jahrhunderts.

 

Um eine zusätzliche fachmännische Auskunft zu erhalten, besuchte ich Herrn Schwendner in seiner Werkstatt, direkt hinter der Ulrichs - Basilika in Augsburg.

 

Herr Schwendner ist ein namhafter Restaurator aus Augsburg, seine Meinung in denkmalpflegerischen Kreisen und Auktionshäusern, ist sehr gefragt. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren und tauschen uns gelegentlich zu Kunst und kunsthistorischen Fragen aus.

 

In seiner Werkstatt gibt es viele antike Kunstgegenstände zu sehen, die darauf warten restauriert zu werden.

Zum Vergleich wurde ein barocker Christuskorpus danebengelegt und der Unterschied zwischen den beiden Kunststilen wird sichtbar.

 

Die Falten der Lendenschürze sind nicht so üppig, nicht verzerrt. Die wohlproportionierte Körperform, die angedeuteten Knochen und Gelenke, Sehnen und Muskeln, sind ein Musterbeispiel für den "neubarocken Kunststil“, wie Werner Schwendner sagt.

 

Das dieser Christus schon vor 150 Jahren an das Kreuz in unserem Friedhof angebracht wurde, liegt nahe.

Anlass dafür, könnte die Beisetzung des Geistlichen, Franz Wieland, im Jahre 1864, beim Allerheiligenkreuz in unserem Friedhof gewesen sein. Franz Wieland war von 1826 bis 1864 Pfarrer in unserer Gemeinde. Ihm zu Ehren, wurde wohl der bis dahin vorhandene Heiland aus Blech, wie es im Visitationsprotokoll von 1835 heißt, mit diesem hochwertigen Christus aus Holz ausgetauscht.

 

Dem noch verhältnismäßig gut erhaltenen Korpus zu folgen, war er nicht die ganze Zeit, den Witterungen ausgesetzt, sondern wurde zeitweise (während der unsicheren Kriegsjahre) an einem sicheren Ort aufbewahrt.

Weitaus größer als seine kunsthistorische Bedeutung, ist für uns der ideelle Wert, die emotionale Bindung zu unserem Geburtsort, und den Grabmälern unserer Angehörigen.

 

Maßgeblich beteiligt an der Rettung, und den Erhalt dieses Denkmales, ist Josef Burger.         

Das Erkennen seiner Bedeutung, die beherzten Pflegemaßnahmen, zum Schutz gegen Wind und Wetter, haben dazu beigetragen, dass uns dieser Christus erhalten bleibt.

 

Der Kirchenrat, mit Josef Burger, seinem Bruder Bernhardt, und Adam Braun, hat verschiedene Projekte zur Pflege und Instandhaltung der Denkmäler im Friedhof und Kirche, vorangetrieben und mitgetragen.

 

 Zurzeit ist es das Schlagwerk der Turmuhr das Burger beschäftigt. Eine neue Mechanik die er baut, soll den unsauberen Glockenklang, sowie das Nachhallen beim Stundenschlag beseitigen.

Eine Zeitaufwendige Arbeit!

 

Menschen mit diesem Idealismus sind für unsere Gemeinschaft unverzichtbar.

 

 

 

 

 

Um den Korpus in seiner unverfälschten Art zu rekonstruieren, müssen verschiedene Farbschichten vorsichtig, bis zum Holz abgetragen werden. Das ist eine aufwendige und zeitintensive Arbeit.

 

Zum Teil ist der braune Anstrich, in das Holz eingedrungen, und kann nicht entfernt werden.